KlarinettenDoktor

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Mozart: Clarinet Concerto - Bassoon Concerto - Fagottkonzert

Hier nun die nächste CD-Besprechung. Zunächst einmal auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank an Professor Leister für die angenehmen Telefonate. Wir fanden Professor Leisters musikalische und gesellschaftlichen Standpunkte und Sichtweisen äußerst interessant und vor allem, was in der Musikwelt nicht selbstverständlich ist, realitätsbezogen und bodenständig. Da haben wir schon mit ganz anderen, leider zu hoch schwebenden Künstlern vorlieb nehmen müssen.

Interessanterweise, wie auch in der Klöcker-Besprechung, stellen wir hier wiederholt fest, je mehr ein Kollege auf der Klarinette erreicht hat und es international weit über die Top 10 hinaus gebracht hat, desto zugänglicher und bodenständiger ist er. An dieser Stelle unser Kompliment an Professor Leister, mit dem man wirklich "gut Kirschen essen" kann.

Zur CD: Es handelt sich um eine Einspielung des Mozart Klarinettenkonzerts A-Dur. Am Anfang des CD-Booklets finden wir eine sehr ansprechende Beschreibung über Historisches und Kompositorisches zu diesem Konzert.

Leister ist in seinem Element: Mit einer ungeahnten Ruhe und für Leister bekanntlich perfektem Klarinettenton wird der Zuhörer in die Welt der Musik entführt. Karl Leister, der nicht ohne Grund bei Karajan Jahrzehnte den Posten des Soloklarinettisten bekleidete, zeigt hier nun einmal mehr, welche Kompetenzen es bedarf, interna-tional in unserer Branche bekannt zu sein. Auch in seinem Fall ist es unnötig über Technik zu reden. Man hat sie, oder man hat sie nicht. Er hat sie, und das nicht zu knapp.

Musikalisch gesehen setzt Professor Leister auch mit dieser CD Maß-stäbe. Seine unaufdringliche und klare verständliche Art, Mozart zu interpretieren, bringen diesen großen Komponisten dem Laien näher. Leister scheint sich bewußt zu sein, daß die CD, wie auch seine Auftritte vor Publikum für jeden verständlich sein sollten. Schließlich leben wir und die Musik von den Zuhörern, die logischerweise nicht nur aus Profis bestehen. Peter Ustinov sagte einmal, "Mozart ist für Erwachsene zu schwer und für Kinder zu leicht".

Gemeint war sicherlich die Unbefangeheit und Unbekümmertheit von Kindern, einfache kleine Mozartstückchen darzubieten. Diese Unbe-fangenheit und Einfachheit haben die Erwachsenen verloren, und deswegen ist es bewundernswert, wie Leister es trotzdem schafft, Mozart der wie man sagt immer Kind geblieben ist, auch in diesem Sinne stilistisch perfekt zu spielen - schließlich haben wir es mit dem schwersten Klarinettenkonzert in der Klarinettenliteratur zu tun. Nicht ohne Grund ist es Bestandteil jeder Diplomprüfung an den Musikhochschulen und Pflichtstück bei Probespielen - egal, in welches Orchester der Welt man sich bewirbt.

Leister wird diesem Konzert in allen Punkten gerecht. Klare Linien, schnörkellose und unaufdringliche Passagen. Bei Mozart ist eine gute dynamische Gestaltung von großer Wichtigkeit. Die Schwierigkeit liegt aber in der Dosierung. Auch hier weiß Professor Leister alle Register seines Könnens zu ziehen. Es ist keine unötig überladene Inter-pretation, keine Verromantisierung und absolut in klassischem Stile gespielt. Der Klangkörper Acadamy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner tut sein übriges zum Gelingen dieser CD dazu. Der Solist darf bestimmen, Dirigent und auch Orchester folgen seinen Wünschen und begleiten, wie man es sich nur wünschen kann.

Professor Leister verriet uns am Telefon, daß diese Aufnahme mit einer von Herbert Wurlitzer persönlich gebauten A-Klarinette ent-stand, die allerdings in 440 Hz gestimmt ist. Sicherlich von Leister eine gewollte Anlehnung an damals, da es auf der Hand liegt, daß wir Musiker und die Orchester im Ganzen in den letzten zwei Jahrhun-derten an Stimmung nach oben um einiges zugelegt haben. Der ohne-hin schon makellose Klang Leisters wird durch diese Stimmung voll unterstrichen. Kein Kratzer, keine Unebenheiten.

Das von Professor Leister gewählte Tempo dieser Einspielung ist im Gegensatz zum heutigen Zeitgeist nicht überhastet und suggeriert dem Zuhörer, daß Leister über den Dingen steht. Würde ich einen seiner Meisterkurse, die einmal jährlich in Florenz statt finden, besuchen, wäre meine gewählte Literatur selbstverständlich Mozarts Klarinettenkonzert, um von diesen Erfahrungen profitieren zu können. Diese CD darf in keinem Haushalt fehlen und sollte von Musikstudenten gründlichst zum eigenen Vorteil analysiert werden.

Wilfried Teutsch

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